Gesellschaft für Theaterwissenschaft

Arbeitsgruppen

Archiv

Die Arbeitsgruppe ARCHIV wurde beim 13. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft in Frankfurt am Main und Gießen 2016 gegründet. Archive zu Theater, Tanz und Performance sind Orte, an denen die künstlerische Praxis quellenkritisch untersucht und auf ihre zeitgeschichtlichen Bedeutungen hin befragt werden kann. Darüber hinaus gehen auch von den Künsten selbst immer wieder produktive Impulse aus für die Arbeit mit Archiven, im Hinblick auf Präsentationsformen, Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten, durch Strategien der künstlerischen Forschung, der Rekonstruktion, des Re-enactments etc. Diese Entwicklungen werden bereits durch einige Forschungsprojekte in der Theater- und Tanzwissenschaft untersucht, die nicht nur mit Archiven arbeiten, sondern auch zu ihrer Neukonstitution und Erhaltung beitragen. Die strukturellen Probleme, denen sich bestehende Archiveinrichtungen und Sammlungen ausgesetzt sehen, betreffen aber insgesamt die Absicherung der Wissensressourcen unseres Faches. Die AG ARCHIV soll dem Austausch und der gemeinsamen Weiterentwicklung von Forschungsansätzen sowie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen, sich darüber hinaus aber auch zu einem Forum entwickeln für eine gemeinsame Interessensvertretung von Forschungs- und Gedächtnis-Institutionen im Bereich Theater, Tanz und Performance.

https://home.uni-leipzig.de/gtw-ag-archiv/

Kontakt
Prof. Dr. Patrick Primavesi (Universität Leipzig), E-Mail: primavesi@uni-leipzig.de
Franziska Voß (Universitätsbibliothek Frankfurt a. M.), E-Mail: fvoss@ub.uni-frankfurt.de

Vermittlung und gesellschaftliche Transformation

Theater und Vermittlung sind eng miteinander verschränkt. Die Grenzen zwischen Kunsttheater, Volkstheater und angewandten Theaterformen wie Schultheater, Geistliche Spiele oder Agitprop waren historisch fließend und sind es heute umso mehr.

Die AG interessiert sich für diese institutionellen wie diskursiven Übergänge: Das betrifft die Bühne als Ort der Verhandlung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse etwa in der Aufklärung, dem Idealismus oder der Volksbühnenbewegung. Es wird sichtbar im Einsatz der politischen Theateravantgarden, durch die Suche nach neuen theatralen Räumen, Formen und Verfahren soziale und politische Veränderungen anzustoßen (Meyerhold, Piscator, Brecht). Es gilt auch für die Arbeit mit Laien/nicht-professionellen Spieler*innen, insbesondere Arbeiter*innen und Kindern (Lācis, Tretjakov), seit den 1920er Jahren, für die Gründung der Theaterpädagogik als Berufsfeld im Zeichen des gesellschaftlichen Aufbaus (1950er Jahre DDR) bzw. des Aufbruchs und Wandels (1970er Jahre BRD).

Auch heute interveniert Theater dezidiert in soziale Krisengefüge durch Theaterprojekte an Schule bzw. im Rahmen der kulturellen Bildung oder durch Theaterprojekte im ländlichen Raum. Theaterpädagogische Praxiskulturen an Theatern, auf Festivals und im Bildungssektor erweitern sich; Künstler*innen aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance sind zunehmend daran beteiligt. Nicht zuletzt gibt es eine Vielzahl neuer Ästhetiken, Spielweisen und Dramaturgien in der Theater- und Performancearbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie zwischen den Generationen.

Theater ist als Möglichkeitsraum der sozialen Interaktion und der nicht-hierarchischen Begegnung wichtiger denn je. Ziel der AG ist es daher, verschiedenen Akteur*innen mit Interesse an der Erforschung künstlerischer, pädagogischer oder wissenschaftlicher Vermittlungsansätze mit / durch Theater sowie deren impliziten Begriffe und Genealogien miteinander zu vernetzen.

 

Kontakt
Prof. Dr. Matthias Dreyer (Hochschule für Musik und Theater Rostock), E-Mail: matthias.dreyer@hmt-rostock.de
Dr. Mimmi Woisnitza (Freie Universität Berlin), E-Mail: mimmi.woisnitza@leuphana.de

Dramaturgie

Dramaturgie hat traditionell eine mehrfache Bedeutung und umfasst viele unterschiedliche Dimensionen von Theater: Die Stück- und Entwicklungsdramaturgie, die Aufführungsdramaturgie, die Produktionsdramaturgie, die Dramaturgie im Sinne der Positionierung eines Theaters in seiner Stadt/Region, Dramaturgie als Kompositionsprinzip oder Organisation sozialer Prozesse. Wir beschränken den Begriff der Dramaturgie jedoch weder allein auf das Berufsfeld von Dramaturg*innen noch auf die Arbeitsfelder der institutionalisierten Dramaturgie im deutschsprachigen Theaterbetrieb. Vielmehr denken wir Dramaturgie als einen relationalen Prozess, der die Elemente der Inszenierungstextur dynamisch verknüpft und zugleich mit den Zuschauer*innen interagiert – und nicht zuletzt als eine kritische Praxis an der Schnittstelle von künstlerischen und nicht-künstlerischen Feldern sowie Diskursen.

Die Arbeitsgruppe hat das Ziel, die Perspektiven, Forschungsfelder, und Arbeitsweisen einer dramaturgisch orientierten Theaterwissenschaft zu umreißen. Wir verstehen darunter eine praxisrelevante wissenschaftliche Forschung, die sich mit eben diesen dynamischen Vermittlungs- und Verhandlungsprozessen befasst.

Die AG Dramaturgie ist eine offene Gruppe, die sich bisher biennal im Rahmen des Kongresses der Gesellschaft getroffen hat und in den „Kongressfreien“ Jahren an wechselnden Orten, wobei Gruppenmitglieder abwechselnd die Treffen vorbereiten. Interessierte aller Provenienzen und Generationen sind herzlich zur Teilnahme an den jährlich stattfindenden Treffen und Workshops eingeladen und können gerne Kontakt mit uns aufnehmen.

Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Silke Felber (Kunstuniversität Linz), E-Mail: silke.felber@kunstuni-linz.at
Dr. Johanna Zorn (Ludwig-Maximilians-Universität München), E-Mail: Johanna.Zorn@lrz.uni-muenchen.de

Gender

Die Arbeitsgruppe Gender wurde beim 12. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft in Bochum 2014 gegründet. Sie soll ein Netzwerk bilden für theaterwissenschaftlich Forschende und Lehrende sowie für theaterpraktisch Tätige, die sich inter- und/oder transdisziplinär mit Gender in Theater, Tanz, Performance oder in anderen künstlerischen sowie kulturellen Bereichen beschäftigen. Das Spektrum reicht von theater- und kulturhistorischen Forschungen über gendertheoretische, -ästhetische und -politische Ansätze bis hin zu aufführungsanalytischen Untersuchungen gegenwärtiger Inszenierungen. Neben dem Austausch zwischen verschiedenen Wissenschaftler*innen ist uns der Bezug zur künstlerischen Praxis und der Dialog mit Künstler*innen besonders wichtig. Längerfristiges Ziel ist es, gemeinsam theoretische Perspektiven, historische sowie gegenwärtige Forschungsfelder und aufführungsanalytische Methoden einer genderorientierten Theaterwissenschaft näher zu bestimmen.

Die Gruppe umfasst über 30 Mitglieder und ist offen für weitere Interessent*innen. Wir treffen uns regelmäßig zu Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten oder online und alle zwei Jahre im Rahmen des Kongresses der Gesellschaft für Theaterwissenschaft. Im Jahr 2019 haben wir drei Teilgruppen gegründet, in denen derzeit gemeinsam im kleineren Kreis gearbeitet wird. Die Gruppen sind: 1) Körper, 2) Interdependenzen und 3) Queer.

Interessierte sind jederzeit herzlich eingeladen, zu uns Kontakt aufzunehmen und der Gruppe beizutreten.

Veranstaltungen (Auswahl):

30.05.2015 Workshop „Aktuelle Ansätze genderorientierter Theaterwissenschaft“ (FU Berlin)

12.-13.01.2018 Tagung „Theater & Geschlecht: Aktuelle Forschungsperspektiven der AG Gender der Gesellschaft für Theaterwissenschaft e. V.“ (FU Berlin)

24.05.2019 Arbeitstreffen, u.a. mit Bettina Wuttig „Das traumatisierte Subjekt“ (Kunstuniversität Graz)

24.06.2021 Arbeitstreffen (online)

Veröffentlichung:

Rosemarie Brucher und Jenny Schrödl (Hrsg): Gender und Kritik. Themenheft Forum Modernes Theater, Heft 1/2021. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.

Kontakt
Jun.-Prof. Dr. Jenny Schrödl (Freie Universität Berlin), E-Mail: j.schroedl@fu-berlin.de
Ass. Prof. Dr.in Rosemarie Brucher (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, E-Mail: r.brucher@muk.ac.at

Historiographie

Die Arbeitsgruppe für Theaterhistoriografie der Gesellschaft für Theaterwissenschaft e. V. wurde im Oktober 2002 in München konstituiert und zählt rund 40 Mitglieder.

Sie widmet sich erstens einem gemeinsamen Projekt, das die Arbeitsgruppe längerfristig diskutiert und in eine Publikation münden lässt. Zweitens unterhält sie ein Netzwerk für Doktorand*innen, die im Rahmen der Arbeitsgruppe ihre Dissertationsprojekte vorstellen und diskutieren. Drittens bietet die Arbeitsgruppe eine Plattform, um sich wechselseitig über größere Forschungsprojekte zu informieren. Wir freuen uns über neue Mitglieder!

www.theaterhistoriografie.net

Kontakt
Theresa 
Eisele (Universität Wien), E-Mail: theresa.eisele@univie.ac.at
Lotte Schüßler (Humboldt-Universität zu Berlin), E-Mail: lotte.schuessler@hu-berlin.de

Institutioneller Wandel

Beim Nachwuchs-Vernetzungstreffen in Hildesheim im Februar 2020 wurde die Idee für eine neue Arbeitsgruppe im Rahmen der Gesellschaft für Theaterwissenschaft mit dem Themenschwerpunkt „Institutioneller Wandel“ formuliert. Die AG setzt sich zum Ziel, Transformationsprozesse an theaterbezogenen Kunst- und Kulturinstitutionen zu beobachten und zu analysieren und möchte auf dieser Grundlage Positionen zu der Frage entwickeln, welche Anforderungen diese Veränderungen an den universitären Apparat, vornehmlich die dort verankerte Theaterwissenschaft nahelegen. Dieser Ausgangspunkt ist einerseits als engagiertes Forschungsinteresse und inhaltliche Forschungsarbeit zu verstehen, ermöglicht es aber andererseits auch, aus dieser Arbeitsgruppe heraus konkrete und pragmatische Vorschläge zu formulieren, um gegebene Strukturen innerhalb des Fachs Theaterwissenschaft zu reformieren.

Die AG dient als Treffpunkt für alle an diesen Fragen Interessierten. Erste Arbeitstreffen sollen digital &/ in Präsenz im Jahr 2021 stattfinden.

Kontakt
Elsa Büsing, Raimund Rosarius, Hans Roth, Philipp Schulte, Ekaterina Trachsel, Hanna Voss; E-Mail: institutioneller-wandel@posteo.de

Musiktheater

Die Arbeitsgruppe konstituierte sich 2001 in Mainz mit einem ersten Workshop und trifft sich auf den Tagungen der Gesellschaft, tauscht sich aber auch darüber hinaus über Forschungen, Publikationen und Konferenzen aus und veranstaltet unregelmäßige Interimstreffen.

Die Arbeitsgruppe Musiktheater der Gesellschaft für Theaterwissenschaft möchte ein Forum für die gemeinsame Auseinandersetzung mit Musiktheater als genuin theaterwissenschaftlichem Forschungsbereich zur Verfügung stellen und diese Forschung innerhalb des Faches sichtbar machen. Methoden und Fragestellungen der Sound Studies, der Musikwissenschaft und weiterer verwandter Disziplinen lassen dabei interdisziplinäre Verknüpfungen zu, ohne eine theaterwissenschaftliche Perspektive aufzuheben.

Die Arbeitsgruppe hat das Ziel, Theaterwissenschaftler*innen mit Forschungsschwerpunkten zu Musiktheater, Theater/Musik und Sound Studies zu vernetzen und dabei insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs und Early Career Researchers zu fördern.

Die Arbeitsgruppe steht allen Interessierten offen, die gemeinsam, ausgehend von der eigenen Arbeit, thematische Schwerpunkte für den Dialog setzen, z.B. im Bereich kulturgeschichtlicher Theoretisierung, systematischer und analytischer Ansätze, in der Interpretations- und Rezeptionsforschung oder auch im Dialog mit der Praxis.

Eine kurze Email genügt, um zum Mailverteiler der Arbeitsgruppe hinzugefügt zu werden. Wir freuen uns immer über neue Gesichter und Projekte!

Kontakt
Dr. Elisabeth van Treeck (Kunstuniversität Graz), E-Mail: elisabeth.van-treeck@kug.ac.at
Prof. Dr. Christine Fischer (Ludwig-Maximilians-Universität München), E-Mail: christine.fischer@sciencesounds.ch

Schauspieltheorie

Die Arbeitsgruppe Schauspieltheorie der Gesellschaft für Theaterwissenschaft wurde im Oktober 2006 in Erlangen konstituiert, um ein Forum zur Reflexion historischer und zeitgenössischer Verkörperungskonzepte im Bereich des Schauspielens, seinen Praxen, Poetiken und Programmatiken zu schaffen. Das Spektrum der Themen ist Genre übergreifend, reicht von traditionellen Konzepten der Rollenfigur im Drama und Literaturtheater des 18. Jahrhunderts über Fragestellungen aus dem Figuren- und Objekttheater bis zu den Experimenten der historischen Avantgardebewegungen und  intermedialen Darstellungsweisen in Performance Kunst und Live Art. Der je spezifische Zugriff ist eingebunden in konkrete Fragestellungen oder Themenfelder und geht einher mit der gemeinsamen Diskussion und Erprobung analytischer und diskursiver Verfahren. Seit 2006 waren dies unter anderem:

  • „Psyche, Technik, Darstellung“ (2007-2013),
  • „Kunst, Nicht-Kunst, Andere Kunst: aktuelle und historische Positionierungen des Schauspielens“ (2013-2016),
  • „Schauspielen und/als Dispositiv“ (2017-2019),
  • „Spielräume professionellen Schauspielens: Dispositiv, Institution, Organisation, or what else?“ (seit 2019),
  • Schauspielen und digitale Transformationen (2022),
  • Brecht vergegenwärtigen (2024).

Innerhalb dieser größeren Fragestellungen hat sich die AG unter anderem mit der Wissens- und Kulturgeschichte der Schauspieltheorie befasst, Probenforschung im Projekt „Freie Republik HORA“ am Theater HORA in Zürich betrieben, einen Workshop „Schauspielen aus der Perspektive der Technikreflexion“ in Vorbereitung des Kongresses „Theater und Technik“ (Düsseldorf, 2018) durchgeführt, und im Austausch mit Schauspielstudierenden akute Forschungsdesiderate ermittelt. Die aktuelle Arbeit befasst sich mit den sozialen Ungleichheiten und dem institutionellen Wandel im Gegenwartstheater.

Publikationen:

Psyche-Technik-Darstellung: Beiträge zur Schauspieltheorie als Wissensgeschichte. Hg. v. Wolf-Dieter Ernst, Anja Klöck, Meike Wagner. München: Epodium 2016.

„Kunst – Nicht-Kunst – Andere Kunst: Verhandlungen des Theaters zwischen professionellem und dilettantischem Dispositiv.“ In: Milena Cairo, Moritz Hannemann, Ulrike Haß, Judith Schäfer (Hg.): Episteme des Theaters. Aktuelle Kontexte von Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit. Bielefeld: Transcript 2016, S. 551-574.

Spielräume professionellen Schauspielens, Themenheft Forum Modernes Theater, Bd. 33 (Heft 1-2). Hg. v. Wolf-Dieter Ernst, Anja Klöck. Tübingen: Narr 2022. S. 101-230.

Die Arbeitsgruppe trifft sich jährlich zu einem thematisch fokussierten Kolloquium bzw. zu den im zweijährigen Turnus stattfindenden Kongressen der Gesellschaft für Theaterwissenschaft. Auf diese Arbeitstreffen bereiten sich die Mitglieder der Gruppe per E-Mail Korrespondenz vor.

Kontakt
Prof. Dr. Wolf-Dieter Ernst (Theaterwissenschaft Bayreuth), E-Mail: w.ernst@uni-bayreuth.de
Prof. Dr. Anja Klöck (Hochschule für Musik und Theater, Leipzig), E-Mail: anja.kloeck@hmt-leipzig.de

Theater & Theorie

In der Trias von Theatergeschichte, Inszenierungs- bzw. Aufführungsanalyse und Theatertheorie,  welche nach Maßgabe großer Teile des Faches den Kern von Theaterwissenschaft ausmacht, ist die dritte heute in einer paradoxen Lage: Wie sollte eine Geschichte, ganz gleich ob groß und universal oder klein und immer anders, geschrieben werden, wenn nicht auf der Basis einer sie begründenden, in ihr modifizierten Form der Theorie? Wie sollte die Analyse eines Gegenstandes möglich sein, wenn ihr nicht dessen Theorie und mit ihr seine Konstitution vorausginge? Mit einem feuilletonistischen Bild könnte man sagen, dass die Theatertheorie gewissermaßen der heilige Geist der Theaterwissenschaft ist: Ungreifbar, weil überall und nirgends.

Ausgangspunkt der Überlegungen unserer AG ist ein denkbar weiter, gleichwohl spezifischer Begriff von Theater wie Theorie: Theater-Theorie, so unsere Hypothese, bindet in gewisser Hinsicht in den zwei Teilen des Kompositums die zwei gleichermaßen aus dem griechischen Theoria oder dem theiorein – betrachten, wahrnehmen, anschauen – hervorgehenden Weisen eines In-der-Welt-Seins, das vielleicht zunächst einmal nicht anders zu beschreiben ist als in der Konstatierung, dass es uns in die Welt anfänglich verstrickt und eine Außenperspektive unmöglich macht.

Die Frage nach der Theorie des Theaters ist dabei nicht von jener nach der Praxis des Theaters zu lösen – vor allem nicht von der Praxis jenes Theaters, das aus dem universitären Fach „Theaterwissenschaft“  selbst hervorgegangen ist.  „Theorie” – oft in ihrer emphatischen französischen Form – diente hier als  Werkzeugkasten, der benutzt wurde, um Auftritts- und Sprechweisen, Körperbilder, Geschlechterrollen und -verhältnisse, Produktionsformen und -strukturen umzubauen und eine theatrale Praxis zu entwerfen, die über die freie Szene in den letzten zwei Jahrzehnten auch in die Stadt- und Staatstheater eingezogen ist. Im Zuge einer vielerorts propagierten Rückkehr der geisteswissenschaftlichen Fächer zu ihren vermeintlichen historischen und philologischen Kernkompetenzen ist die Frage zu stellen, welche Rolle die Theorie in Zukunft in Studium, Lehre und Forschung der Theaterwissenschaft spielen wird und wie sie sich zu den aus ihr entstehenden Theatervorstellungen und -entwürfen verhält.

In Absetzung von vergleichbaren Unternehmungen, die die Fragen aufgeworfen haben, was es mit dem Verhältnis von Performance und Philosophie, dem Denken (auf) der Bühne oder mit den Methoden der Theaterwissenschaft auf sich habe, soll im Arbeitszusammenhang unserer AG der Frage nachgegangen werden, was es heißt, sich in der Theaterwissenschaft mit Theorie zu beschäftigen: Wozu Theatertheorie? In welchem Verhältnis steht, was die Theorien ermöglichen, zu dem, was wir in unserer Forschung suchen und bearbeiten? Was lässt uns die Theorie suchen? Was leistet Widerstand, gegen sie, in ihr? Was verstellt sie?

Kontakt
Prof. Dr. Jörn Etzold (Ruhr-Universität Bochum), E-Mail: joern.etzold@rub.de
Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll (Goethe-Universität Frankfurt am Main), E-Mail: mueller-schöll@tfm.uni-frankfurt.de

Theorie & Praxis

Die Arbeitsgruppe „Theorien und Praktiken des Theaters“ besteht seit 2012 aus rund zwanzig Kolleg*innen, die Theaterwissenschaft mit einem spezifischen Bezug zur Theaterpraxis lehren. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, das Verhältnis von Theatertheorie und Theaterpraxis in Forschung und Lehre vor dem Hintergrund zunehmender künstlerisch-praktischer Anteile in den verschiedenen Curricula zu reflektieren. Damit soll die Fragestellung einer „künstlerischen Forschung“ und ihrer Implikationen auch für Theaterwissenschaft im deutschsprachigen Raum  eröffnet und auf die Kunstform Theater erweitert werden. Im Fokus stehen damit Fragen nach dem Verhältnis von Kunst und Epistemologie, nach kollektiven Prozessen des Produzierens und Methoden der Probenforschung sowie nach den institutionellen Herausforderungen durch veränderte Wissen(schaft)sbegriffe.  Zu den laufenden Veranstaltungen werden die Mitglieder per Email eingeladen.

Kontakt
Dr. Martina Groß (Universität Hildesheim), E-Mail: grossmar@uni-hildesheim.de
Dr. Stefanie Husel (Universität Mainz), E-Mail: husel@uni-mainz.de